Wieviele Teufel haben mich geritten, diese Tour zu machen ... dachte ich mir diesen Morgen mehrfach.

Wir bauten unser Zelt bei nebligen Wetter ab, gut, dass wir telefonischen Kontakt zu Dagfinn vom Campingplatz Gryta hatten, es war unser Notanker.
Wo ... ist nur der Weg nach unten?
Die Sicht wurde immer schlechter, dafür die Strecke immer steiler: wir wußten, der Weg mußte gefunden werden, wir liefen auf ein Joch zu, das nur wenige Meter breit war, daneben würde es senkrecht gut hunderte Meter in die Tiefe führen.

Doch wo nur war der Weg???
Wir stoppten, saßen auf einem Stein; weitergehen machte keinen Sinn, wohin nur? Wo ist der Weg?

Vielleicht saßen wir dort 5 Minuten ... plötzlich rissen die Wolken auseinander, für einen kurzen Moment sahen wir die Strecke nach unten.

Mit neuer Motivation krachselten wir nach unten und erreichten das Joch kurz vor dem Storeskaret.
Das Joch ist nur gut 2 Meter breit, steil fällt der Weg beidseitig ab: trotz des Nebels fühlten wir uns besser, wir waren wieder richtig.
Oben auf dem Storeskaret bei ca. 1126m Höhe gab es für uns Mittag, die Idee, zeitig am Tag unten zu sein, hatten wir begraben: ein neues Problem tat sich auf ... eigentlich kannten wir den Weg ab hier, stiegen wir doch diese Strecke schon mal von der anderen Richtung auf ... aber ... wir mußten auf diesen markanten Baum zulaufen, um den richtigen Weg vom steilen Berg zu finden ... nur, wie sieht man den Baum bei dichtem Nebel???
Wieder irrten wir; fanden den Weg talwärts eben nicht. Entkräftet fragten wir uns, sollten wir noch eine Nacht hier verbringen müssen?
Wir stiegen am Steilhang auf und ab, aber den westlichen Weg abwärts fanden wir nicht ... es war unser Junior, der irgendwann auf einem hohen Stein kletternd sagte ... dort ... ist das Zeichen, dahin ... müssen wir!!!

Abwärts wanderten wir den kaum erkennbaren Weg zurück ins Tal zu Aabrekke.
Wir spürten es kaum, aber die dichte Wolkendecke hieß eigentlich Regen, wir waren ziemlich durchnässt.

Das gab uns wieder Kraft: wir hatten den Weg ins Tal gefunden.
Voller Zoom durchs Dickicht: der Campingplatz Gryta als mehr als lohnenswertes Ziel lag direkt vor uns.
Doch unser Weg führte weiter durchs fast undurchdringliche Dschungelgrün nach unten.
Wir kannten den Weg nach unten, aber jetzt war die Strecke besonders regendurchnässt, schwer zu gehen.

Unsere Kraftreserven wurden gefordert ...
Wir erreichten den Weg Aabrekke zu Brenndalsbreen: wir waren zurück in der Zivilisation.

Es war so nass, dass das Objektiv meiner Knipse so beschlagen war, das kein gutes Foto mehr entstehen konnte ...
Ich lief zum Parkplatz der Briksdalsbre Fjellstove zurück, dort stand unser Auto. Die Straßenkilometer waren endlos, aber ich war stolz: die Tour war geschafft, wir waren erfolgreich ... als Team stabil. Alle Entscheidungen waren richtig, und noch besser ... wir redeten, entschieden zusammen ... gerade die Notübernachtung der letzten Nacht kostete Kräfte; trotzdem machten wir die extra Nacht am Berg.

Dann am Campingplatz Gryta wurde alles zum Trocknen ausgelegt: wir waren zurück, hatten unsere verrückte Tour geschafft.

Ich darf gar nicht die GPS-Auswertung anschauen ... egal, ich bin stolz, die Tour geschafft zu haben. Im Nachgang ... muss ich sagen, dass nur eine geplante Übernachtung verdammt sportlich gedacht war.

Der Traum ... die Querung ... war erfolgreich ... aber ein unruhiger Geist treibt ... was ist die nächste Tour? Lest beim nächsten Urlaub, 2012 in Norwegen ... die Pläne sind handfest jetzt schon ................

Jeg elsker Allemansretten!

Route 1 führte uns zurück nach Aabrekke: 9km lang war die Strecke zurück ins Tal, wir stiegen von 1348m bis auf 66m ab, das Auto war leicht bergauf wieder auf 168m geparkt - und das mit total nass durchschwitzten Strümpfen;).

Route 2

zum 14. Tag: Tourtag 2, vom Kattanakken zur Svartenibba
zum 16. Tag: die Losætra

zur Übersicht Norwegen 2011 / Details der Reise 2011