Der Plan war einfach: Aufstieg am ersten Tag bis auf die letzten grünen Wiesen unterhalb des Grates des Kattanakkens - ein aus unserer Sicht guter Zeltplatz für die erste Nacht. Und es sollte auch bei einer Nacht bleiben, am Folgetag wollten wir bis zum Svartenibba und zurück zum Tal bei Aabrekke kommen.

Der Start sollte am späten Vormittag erfolgen; bis zum Top des Kattanakkens waren wir so oft gegangen, die Strecke konnten wir gut einschätzen.

Etwas mulmig war mir schon ... eine lange Gletscherquerung war unser Ziel, die Einheimischen (Frode Briksdal) bezeichneten die Strecke "da må den gåes med allerførste" als kritisch, eben nur mit besonderer Vorsicht zu begehen.
Vielleicht doch eine Nummer zu heikel für uns?

Aber man wächst mit der Zeit. Ich erinnerte mich jetzt wieder an das erste Mal in diesem Tal, die erste Gletschertour hier. Der Guide infizierte mich, das Virus war injiziert.
Wir packten unsere Rucksäcke, Reserven wurden kalkuliert, ich gab Dagfinn vom Campingplatz Gryta die Order, er sei unsere letzte Rettung.
Bei bestem Wetter starten wir gen dem Parkplatz der Briksdalsbre Fjellstove am Ende des Oldedalens.

Der Kattanakken war eine Augenweide unterhalb des Gletschers und ich freute mich ... endlich hatten wir eine Chance auf unserem etwas verrückten Traum.
Wir parkten das Auto ab, lösten den Parkschein ... für nur einen Tag, ein Zettel mit unseren Telefonnummern lag bei der Frontscheibe, die Tour war ebenfalls kurz beschrieben.

Mit voller Ausrüstung liefen wir den Weg nach oben, kamen am Kleivafossen vorbei.
Kurz vor der Holzbrücke, die wieder über dem Gletscherfluß führt, geht der Weg zum Kattanakken ab. Wir liefen die ersten Höhenmeter schnell, passierten die heute trockenen Steinplatten ohne Probleme.
Der Weg führt steil nach oben, das Gewicht unserer Rucksäcke verlangsamte unser Tempo etwas.

Die Sonne kam ins Tal ... die Sicht auf die Gletscherzunge des Briksdalsbreen ist von hier einfach nur gewaltig.
Der Weg nach oben führt nicht nur durch Strauchwerk, man findet hier jede Menge Heidelbeeren: eine wunderschöne Strecke mit genialer Aussicht.
Blauer Himmel, rechts der Fluß Tjøtaelva, hinten die Gletscherzunge Briksdalsbreen: wir näherten uns der 1000Meter-Höhenlinie. Ich war sehr zuversichtlich, bereits am nächsten Tag würden wir auf der Gegenseite des Gletschers sein, und so in Bildmitte absteigen, zum Svartenibba links gehen.
Die letzten Meter schlängelte sich serpentinenförmig der Weg über die Wiesen nach oben, wir hatten ... einfach nur wunderbare Sicht zum Gletscher zurück. Ich war mehr als glücklich, genau so hatte ich mir den Tourstart vorgestellt.
Der Blick ins Oldedal zurück: mittig am See liegt der Campingplatz Gryta. Die Sonne verwöhnte uns mit extremer Fernsicht über das ganze Tal: ich hoffte einfach nur, das Wetter würde stabil bleiben ...
Die letzten Meter des Grates: wir entschieden, hier zu schlafen, wir wollten jedoch soweit aufsteigen, bis wir Wasser finden würden; wahrscheinlich bis zum Top des Kattanakkens, bis zum Gletscherrand mußten wir gehen, um Wasser finden zu können.
Von den Wiesen unterhalb des Grates sieht man die Gletscherzunge Briksdalsbreen, auf dem Top oben versperrt der Nachbarberg Dauremålet die Sicht auf die Gletscherzunge.
Einfach nur ... boooaaah.

Ich mag das Oldedal, auch wenn es oft, meist verdammt steil ist.
Gegenüber sieht man den Storevatnet, vielleicht sogar die Nothütte dort.
Und weiter oben sieht man das nächste Etappenziel, Slingsby Varden oberhalb des spaltenreichen Gletschers Tjøtabreen.
Wir stiegen weiter auf, wir waren auf Trinkwassersuche. Schnell war klar, wir mußten bis zum Gletschersee absteigen, um unsere Wasserversorgung abzusichern.
Am kleinen Gletschersee direkt neben dem Tjøtabreen füllten wir unsere Trinkflaschen auf; es gab somit mineralarmes Wasser. Direkt neben dem kleinen See stürzte das Wasser am Abfluß des Gletschersees steil ab ins Tal.
Hier oben wurde auch Körperhygiene betrieben; ein aufgewärmtes, stehendes Gewässer diente zum Waschen.
Wir liefen zurück zu unserem Zelt, dass gut 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels platziert werden sollte.
Wir suchten uns eine einigermaßen grade Fläche auf einer der Wiesen und fanden eine geeignete Stelle nahe am Pfad zum Gipfel.

Das Zelt stand schnell, die Wetterbedingungen waren optimal: wir hatten keinen Wind, es war trotz der späten Stunde angenehm warm.
Stand man neben dem Zelt, hatte man von hier aus beste Sicht auf die Gletscherzunge Briksdalsbreen zurück ins Tal.
Und auch im Zelt konnte man das Panorama noch gut geniessen: das war der Blick ins langgestreckte Oldendal, das nun bereits total im Schatten lag.
Der Gipfelblick: hier hoch würde uns unsere Tour morgen weiter führen.
Richtig dunkel wird es wohl um diese Jahreszeit hier oben auf den Bergen niemals: kurz vor Mitternacht stand die Sonne knapp über den Gipfeln Snønipa und Hanekammen des Oldendals.
Und auf der Gegenseite wurden nur noch die Spitzen der Berge beleuchtet ... als wir uns ins Zelt zurückzogen: wir quatschten noch eine ganze Weile im Zelt, wir freuten uns auf den nächsten Tag und auf die Gletscherquerung. Wir fühlten uns sicher, waren wir doch schon oben auf Slingsby Varden sicher angekommen, der Weg war uns nicht unbekannt.

Wir hofften, das Wetter würde stabil bleiben ...
Route 1 bewältigten wir mit dem Auto: wir parkten an der Briksdalsbre Fjellstove, ab hier sollte es zu Fuß weiter gehen.

Route 2 brachte uns bis zum Zeltplatz unterhalb des Grates des Kattanakkens, wir liefen gut 5,7km und machten dabei etwa 1100 Höhenmeter.

Route 3 brachte uns ans Wasser bis zum Gletschersee: wir liefen dazu 2,65km, stiegen gut 200 Höhenmeter auf und wieder ab.

zum 12. Tag: der Oldevatnet
zum 14. Tag: Tourtag 2, vom Kattanakken zum Svartenibba

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