Nördlich von Nr. Lyngby, Løkken oder Aalborg findet man direkt an der Nordsee einen riesen Sandberg. Irgendwie denkt man, jetzt setzt es bei den Dänen nun wirklich aus - bauen die einen Leuchtturm direkt in einen Sandhügel rein. Oder war der Bau des Leuchtturms der Grund für den Sandberg?

Na, soweit mir bekannt, bauten die Dänen den Leuchtturm zu einer Zeit, da war von dem Sandberg noch nichts zu sehen. Auch erst viele Jahre nach Abschluss des Baus türmte sich der erste Sand auf. Der Leuchtturm arbeitete viele Jahre zuverlässig und bewahrte wohl viele Schiffe vor ihrem Untergang. Aber der Sand türmte sich sehr schnell auf. Bald begrub der Sand die ersten Bauten, drückte Dächer ein. Da war der Leuchtturm bereits außer Betrieb und zum Museum umgerüstet. Die Häuser in Meernähe dienten als Ausstellungsräume, bis das der Sand diese vollkommen begraben hat. Ich glaube, ich habe da irgendwo noch ein paar Bilder von - ich war in den Häusern noch drinnen, von denen man jetzt nur noch das Dach sieht.

Der Leuchtturm und die umliegenden Gebäude werden von privater Hand - einem Freundeskreis gepflegt und instandgehalten. Ich hoffe, es gelingt ihnen, diesen schönen Platz noch einige Jahre retten zu können, auch wenn es sicher ein verzweifelter Kampf ist.

Zum Besuch sollte man sich einen sonnigen Tag aussuchen, an dem wenig Wind ist. Wenig Wind ist aber das Wichtigere dabei. Mit dem Auto fährt man von Løkken Richtung Hjørring, in Sønder Rubjerg Richtung Rubjerg Knude. Es ist ausgeschildert, aber gut schauen, es ist wie üblich nur ein Feldweg mal von der Straße ab. Man sieht jedoch den Berg (Knude - dänisch für "rundliche Erhebung") schon von großer Entfernung aus.

Da gab es auch Bilder im Internet, die ich gut finde - leider weiß ich nicht mehr, wo ich die mir "ausgeliehen" hatte - also, ich bitte den ursprünglichen Anbieter ein Auge zuzudrücken und mir es zu gestatten, diese Bilder hier zu zeigen!

Eine gescannte Postkarte vom Leuchtturm aus dem Jahr 1907: es ist die älteste Karte aus meiner kleinen Sammlung:-).
Vermutlich auch eine Postkarte von Rubjerg Knude Fyr, aber ich habe keine Ahnung, wann dieses Bild entstand ...

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Den Blick aus dieser Richtung finde ich besonders interessant: es ist nicht uralt, das sieht man an den rasanten Veränderungen in selbst den wenigen Jahren, als ich Rubjerg Knude besuchte.

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Die Leuchtturmwärter-Familie im Jahre 1912.

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Vielleicht sah es damals ja wirklich so aus ...

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Im Leuchtturm oder den benachbarten Gebäuden wohnte die Familie des Leuchtturmwärters.

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Der Leuchturm in der Bauphase ...

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Ungefähr 200 Meter von der Küste entfernt bauten einheimische Handwerker den Turm ab März 1899 unter Leitung des Zimmerermeisters F.A. Bold. Ca. 300.000 Backsteine wurden in der Gjølstrup Ziegelei für den Turm gefertigt. Das Baumaterial wurde mit Pferdewagen im Sommer und mit Schlitten im Winter über rohe Wege zur Baustelle gebracht. Am 27. Dezember 1900 wurde an der Küste von Rubjerg hinter einer damals nur zwei bis drei Meter hohen Düne das Fyr, der 23 Meter hohe Leuchtturm, zusammen mit vier Nebengebäuden (den Wärterhäuschen) eingeweiht. Er sandte alle halbe Minute einen langen weißen Lichtstrahl und anschließend zwei kurze Blitze aus. Dieses Signal konnte bis zu 42 Kilometer weit wahrgenommen werden. Der Bau des Leuchtturms zwischen den Jahren 1899 und 1900 wurde mit 74.000.- DKK veranschlagt.

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Der Linsenapparat in der Leuchtturmspitze bestand aus 134 handgeschliffenen Fresnellinsen, die damals für 42.000 DKR in Paris von der Firma Barbier & Bénard hergestellt worden waren. Der Leuchtturm war rund um die Uhr mit einem Leuchtturmwärter, einem Gehilfen und einem Heizer bemannt.

Ursprünglich wurde Fettgas verbrannt, um das Licht des Turms bereitzustellen. Petroleum befeuerte das Licht ab 1906, seit 1948 mit einer 550W-Glühlampe elektrisch erzeugt. Das "Liver Mølle Elværk" lieferte den Strom dazu. Am 1.August 1968 - wenige Tage vor meiner Geburt - wurde das Licht des Turms für immer abgeschalten.

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Die Bauwerkshöhe ist 23 Meter, durch die Steilküste bedingt war die Feuerhöhe (die Höhe des Lichtes) aber 90 Meter über dem Meeresspiegel. Die Tragweite (maximaler Abstand, bei dem das Licht gerade noch gesehen wird) des Lichtes war 23 Seemeilen. Die Charakteristik des Leuchtturms war [Fl (1+2) W 30s]: also ein Blitz und zwei Blitze alle dreißig Sekunden.
Ehemals die Tafel 1 im Inneren des Leuchtturms ...
Ehemals die Tafel 3 im Inneren des Leuchtturms ...
Ehemals die Tafel 4 im Inneren des Leuchtturms ...
Ehemals die Tafel 5 im Inneren des Leuchtturms ...
Ehemals die Tafel 6 im Inneren des Leuchtturms ...
Ehemals die Tafel 7 im Inneren des Leuchtturms ...
Ehemals die Tafel 8 im Inneren des Leuchtturms ...
Ehemals die Tafel 10 im Inneren des Leuchtturms ...
der Turm aus der Luft

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Ab den 1910er Jahren blies der Wind große Mengen Sand von der Steilküste herauf und die eigentliche Düne bildete sich auf dem schmalen Streifen zwischen dem Leuchtturm und dem Meer. Der Sand drang zwischen den Wärterhäuschen ein - verschüttete einen Brunnen und machte den Kräutergarten unfruchtbar. Schon zu diesem Zeitpunkt wurden dutzende Fuhren Sand weggefahren. In den 1950er Jahren gruben Bauunternehmen große Mengen an Sand von der Spitze der stetig wachsenden Düne ab - aber ohne Erfolg.

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Rubjerg Knude wanderte, getrieben vom Wind, weiter und erreichte schließlich eine Höhe von etwa 50 Metern. Der Leuchtturm war nun vom Meer aus nicht mehr zu sehen. Er wurde am 1. August 1968 abgeschaltet. Einen unmittelbaren Ersatz gab es wegen der verbesserten Navigationstechnik nicht.

1969

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Um das Sandtreiben zu bremsen, war versucht worden, Kiefernzweige in die Düne zu stecken. Dies hatte allerdings nur zur Folge, dass noch mehr Sand festgehalten wurde und die Düne höher wurde. Auch eine Bepflanzung mit Strandhafer konnte das Wachstum nicht bremsen. Nachdem alle Versuche der Wanderdüne Einhalt zu gebieten gescheitert waren, beschloss die dänische Regierung Anfang der 1990er Jahre das gesamte Gebiet unter Naturschutz zu stellen und den Sand frei wandern zu lassen.

1985

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1985

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1986

Danke an Peter Prohaska!
1992

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1993

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1994 (vermutlich)

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In den Jahren 1994 und 1996 entfernte man die Dächer zweier Gebäude, weil die Gefahr bestand, dass diese unter dem Gewicht des Sandes einstürzen könnten, wobei möglicherweise Touristen hätten verletzt werden können. Bis 2001 befanden sich im dritten Gebäude noch ein Flugsandmuseum und eine Cafeteria. Ein Jahr später waren alle drei Gebäude in der Düne verschwunden.

1995
1996 (vermutlich)

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1997
1998
1999
2001, Winter
2002, Sommer
Im Januar 2003 wurde auch vom vierten und letzten Haus das Dach abgenommen. Dabei war der Leuchtturm nie vollständig im Sand versunken. Durch Abwinde an den Turmfassaden bildete sich um den Sockel eine zunächst kleine Delle, welche sich mit den Jahren zu einer bis zu zehn Meter tiefen Mulde entwickelt hat. 2004 ist die Düne weitergewandert und das erste Haus ist im Begriff, wieder zum Vorschein zu kommen - es wird aber auf Grund der Erosion in wenigen Jahren ins Meer stürzen.

2003, Winter
2003, Sommer
2004, Winter
2004, Sommer
2005, Winter
2005, Sommer
2006, Winter
2006, Sommer
2007, Sommer
2008, Winter
2008, Sommer
2009, Winter
2009, Sommer
2010, Winter
2010, Sommer
2011, Sommer

Sicher finde ich noch einige Bilder mehr, ich werde suchen ;-)!


Quellen:


Der Sandberg bewegt sich in Richtung Landesinnere, das steht fest ... vielleicht kann ich es mit den Satellitenkoordinaten ein bissel festhalten ...

BildDatumBreiteLängePunktKommentar
12.Februar 200557.74288975° N10.6552° E
26.August 200557.743046° N10.6568° E
18.Februar 200657.744174666° N10.653065° E
07.August 200657.44852694° N9.77442389° ESüd 
57.44969364° N9.77497106° ENord
11.August 200757.44853333° N9.774648333° ESüd 
57.44971666° N9.775033333° ENord
03.Februar 200857.44833833° N9.77465666° ESüd 
57.449645° N9.775145° ENord
30.Juli 200857.448495° N9.77473667° ESüd 
57.449765° N9.77511166° ENord
57.448935° N9.77411833° EWest
57.4489316° N9.77613333° EOst
08.Februar 200957.44827833° N9.77474166° ESüd 
57.4497933° N9.775095° ENord
57.44885833° N9.77389° EWest
57.44887833° N9.776195° EOst
26.Juli 200957.448405° N9.7747283333° ESüd 
57.449838333° N9.77516° ENord
57.448915° N9.7739166667° EWest
57.448925° N9.7761416667° EOst
09.Februar 201057.44846667° N9.77492° ESüd 
57.44979° N9.775128333° ENord
57.448888667° N9.7738716667° EWest
57.449025° N9.776378333° EOst
21.Juli 201057.448193333° N9.774495° ESüd 
57.44979333333° N9.775153333333° ENord
57.44888° N9.773906666666° EWest
57.44891° N9.77653° EOst
14.Juli 201157.448298333° N9.77431666667° ESüd 
57.44984° N9.77517666667° ENord
57.44885666667° N9.773985° EWest
57.4491366667° N9.77679166667° EOst



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