Alleine, ohne Führer zur Lodalskåpa?

Das war eins der auserkorenen Wunschziele dieses Urlaubs.

Aber wir starteten geprägt durch die Vorzeit des Urlaubs einfach zu spät und mit fehlender Energie an diesem Tag; mit voller Ausrüstung starteten wir von dem Bødalsseter aus in Richtung Brattebakken und Bohrsbreen.
Zwischen beiden Wasserfällen werden die ersten guten 200 Höhenmeter erwandert: morgens läuft man hier im Schatten, prima Bedingungen für den Aufstieg.
Die erste Pause gab es nach den Wasserfällen mit genialer Aussicht zurück zum Bødalssætra.
Kurz vor dem Brattebakken wandert man durch ein flaches Tal, eine kurze Erholungspause mit fantastischer Sicht auf die Ausläufer des Gletscher Bohrsbreen rechts.
Am Ende des Tals führt der Weg links zum steilen Aufstieg des Brattebakkens "steiler Berg": und genauso geht es nach oben, in Serpentinen und dann immer noch steil ohne Ende.

Aber dafür macht man Höhenmeter.
Am oberen Ende des Brattebakkens kann man die mehrfach Wasservorräte wieder auffüllen - also tragt nur das notwendigste Wasser mit hoch.
Hier gibt es warmes Frühstück: wir hatten extra unseren neuen Kocher MSR Reactor dabei, gestärkt von unseren Tagespaket gingen wir gut gelaunt weiter.
Die Steilschneefelder querten wir deutlich gelassener als letztes Jahr ... eigentlich genossen wir die Tour.
Trotzdem waren wir zu spät dran: oben am Hauptgletscher angekommen, erschraken wir: die Steinmänneln ... letztes Jahr stand die gut im Schnee ... dieses Jahr fehlten 8 METER Schnee!! Klimakatastrophe hin und her, hier oben kriegten wir Gänsehaut: was war passiert? Warum fehlte so viel Schnee??
Die Gurte wurden angelegt, das Seil fertig gemacht: wir wollten den Gletscher queren, dafür waren wir zum Gletscherkurs in Österreich.
Also wurden Bremsknoten eingebunden, wir gingen über den Hauptgletscher des Jostedalsbreen.

Das Eis blitzte ab und an durch, wir hatten also wenig Schnee auf dem Gletscher. Spalten ... sahen wir kaum, immer wieder mal ein Riß. Ja, wir waren übervorsichtig, aber was soll's.
Am Ende des Gletschers kamen wir an einem steilen Hang an, als wir letztes Jahr hier waren, meinte der Führer, hier käme man nicht hoch: für die Strecke rund um den Berg waren wir aber zu spät dran - unsere Vorsicht hatte uns zuviel Zeit gekostet.
Irgendwo dort ist der "offizielle" Weg, zumindest war da unser Weg von der Tour im letzten Jahr.

Wir entschieden, ein Stück dem steilen Schneefeld aufzusteigen, aber wir entschieden auch jetzt schon für den Abbruch der heutigen Tour.
Schon nach wenigen Minuten auf dem steilen Schneefeld hatten wir Höhenmeter gemacht und wurden mit einer genialen Aussicht belohnt.
Man konnte einen recht ansehnlichen See in der Ferne erkennen, der sich mitten im Gletscher gebildet hatte ...
Bereits im unteren Teil des Schneefeldes ging es gut aufwärts, weiter oben wurde es aber richtig steil. Leider waren wir heute alleine hier, also werden wir wohl Frode Briksdal fragen - mit seinen Führern waren wir schon oft unterwegs.
Für uns und für heute war der Aufstieg beendet, wir querten den Gletscher zurück in Richtung Brattebakken. Die Anspannung war deutlich gewichen, wir genossen die Gletschertour rückwärts.
Und so erreichten wir ohne Probleme das "Festland" und verliessen den Gletscher - die Seile und Gurte wurden abgelegt und schon mal drüber spekuliert, wann wir den nächsten Versuch zur Lodalskåpa machen werden ...

Das ist der Blick zurück ins Tal Bødal: irgendwo dort unten steht auch unser Auto:-).
Ja, genau dort steht das Auto ... naja, noch ca. 500 Meter weiter talabwärts. Man kann wohl auch bis zu den Häusern des Bødalsseters fahren, wenn das Auto zumindest etwas geländegängig ist ...
Wir stiegen die Schneefelder ab, rutschen ging hier nicht so gut, es war wenig Schnee und oft eher Eis auf der Strecke.
Und so pendelten wir ständig zwischen den Schneefeldern und den Geröllstrecken ab dem Weg ins Tal.
Am letzten größeren Schneefeld stoppten wir noch mal und legten eine Übungspause ein: Gletscherspaltenbergung wurde am steilen Schnee geübt ... einmal mehr üben kann nicht schaden ...
Aber dann ging es den Serpentinen des Brattebakken hinunter.
Auf der Hochebene liefen wir bis zu den Wasserfällen und den letzten Höhenmetern der Strecke bis zum Bødal. Hier machten wir auch die letzte Pause, soviel Strecke ist es jetzt bis zu den Parkplätzen nicht mehr.
Im Bødal angekommen schauten wir zum Bødalsbreen: es scheint einer der letzten, leicht zu erreichenden Gletscher in dieser Region zu sein ...
Der Pfad bis zum Hauptweg führt mehrfach über die Abläufe der umliegenden Berge, aber selbst der Pfad ist prima ausgebaut.
Und auf dem Hauptweg zum Bødalsseter mußten wir die gefleckten vom Weg verscheuchen ...
Am Bødalsseter nochmal ein Blick zurück zum Aufstieg: genau zwischen den beiden Wasserfällen links neben dem Berg geht es nach oben zur Lodalskåpa.
Wir sitzen im Auto und fahren ins Lodal: das Schaaf stört sich wenig daran, dass wir hier vorbei wollen. Unten am Ende der Straße ist eine Mautstelle: man kann die Strecke vom Tal bis zum Bødalsseter auch laufen, aber ich empfehle wärmstens, mit dem Auto zu fahren ... und die Maut zu bezahlen.
Es kam soviel Wasser von den Bergen, dass die Brücke geflutet war: egal, wir waren zufrieden, die Tour heute unbeschadet gemeistert zu haben ... es war schließlich unsere erste größere Gletschertour ... ohne Führer.
Die Tour geht scheinbar ziemlich gradlinig: unterwegs ist man da anderer Meinung ...
Trotz Tourabbruch liefen wir heute 21km, meisterten ca. 1200 Höhenmeter bis zum steilen Schneefeld: wir waren mehr als 11 Stunden unterwegs, brauchten viel Zeit für das erste Mal Gletscher ohne Führer ...

zum 3. Tag: von Vassenden ins Oldendal
zum 5. Tag: der Bødalsbreen

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