Dieser Tag sollte anstrengend und schön werden, das war schon klar. Wir fuhren mit dem Auto Richtung Sirdal.

Von dort verließen wir die Hauptroute und fuhren eine Passstraße wieder zum Lysefjord, nach Lysebotn.
Eigentlich war es eine mautpflichtige Straße, wir kamen auch an einer Mautstation vorbei - aber irgendwie scheiterten wir an der Bedienung.
Also ging es immer weiter nach oben zu einer Hochebene und ins scheinbare Nichts. Eine geniale Straße, die so richtig schön zum dahin düsen einludt ...
immer weiter nach oben, so richtig alleine war man aber trotzdem nicht ...
bis zum höchsten Punkt der Straße, wo ein kleiner Parkplatz ist und scheinbar jeder zum Türmchen bauen eingeladen ist ...
Sirdal - Lysebotn: 932m hoch, bis jetzt kannte ich diese Bilder nur aus dem Internet.
Nun ging es noch ein Stückchen weiter, bis zum Øygardstølen ("Adlerhorst"), ein Restaurant 640m über dem Lysefjord.
Und genauso fühlt man sich dort: ein Balkon ragt weit über den Fels ins Nichts und das über einen halben Kilometer Luftlinie über dem Fjord. 27 Kurven führen nach unten, aber für uns ging es erst nach oben ...
Noch ein letzter Blick vom Adlerhorst, es war bedeckt und leicht windig.
Insgesamt mußte ein Höhenunterschied von 400m überwunden werden, das war klar: entsprechend steil ging es nach oben.
Irgendwie war es eine schräg gestellte Felsplatte: spiegelglatt und immer ging es bergauf.
Dafür kam man sich aber schnell wie auf dem Dach der Welt vor: unendliche Weiten ... Berge ohne Ende, und man konnte wohl über alle weit hinweg sehen ...
Aber der Weg führte nicht nur über Hochebenen, es ging zurück in ein Tal mit kleinen Seen und wieder jede Menge Schaafe, die man manchmal nur durch ihr Glocken hörte ...
... es ging vorbei an kleinen Bächen ...
und immer wieder steil nach oben.
Wir fanden Schneefelder, mitten im Sommer!
Und wir fanden auch den Kjerag Bolten - eine Kugel mit mehr als einen Meter Durchmesser, die gut 1000 Meter über den Lysefjord in einer Felsspalte eingeklemmt ist. Ja, man kann sich draufstellen und dabei fotografieren lassen .. die Bilder mache ich vielleicht nächstes Jahr;-).
Das ist der Blick Richtung Lysefjord gleich neben dem Kjerag Bolten: es geht hier gut 1000m grade nach unten, man mag gar nicht über den Rand schauen wollen ...
Hier ist der höchte Punkt auf dem Kjerag: 1040m zeigte das GPS an ... durch den Wetterwechsel hatten wir zwar eine prima Sicht, aber es wurde auch kalt und windig .. nein, stürmisch: man hatte ständig das Gefühl, als ob es uns jeden Moment von der Hochebene runterfegen wöllte ...
und so war der Marsch zurück ziemlich anstrengend, wir schlossen die Jacken und stellten uns diese Landschaft erst recht im Winter vor .. nicht umsonst ist die Strasse bis zu Lysebotn nur im Sommer geöffnet ...
auf der Hochebene gab es überall kleine Schneefelder ...
... und auch überall eine absolut geniale Sicht!
Jetzt wußten wir auch, warum die Ketten da waren - sie sollten beim Weg nach unten helfen. Der Fels war so glatt, das man Mühe hatte, Halt zu finden. Manchmal schien der Weg ins Nichts nach unten zu gehen ... einfach der Kette lang! Kann man hier bei Regen, Sturm oder Schnee wirklich lang laufen?
Wieder am Adlerhorst zurück noch einmal ins Tal blicken: wie können sich Felsen so auftürmen?
Der Lysefjord aus 640m Höhe: nein, nicht aus dem Flieger ... aber während des gesamten Marschs haben wir uns mehrfach so gefühlt, als wenn jeden Moment der Fußboden verschwinden würde ...
Ein Blick auf die Serpentinen nach unten zum Lysefjord - davon gibt es Ansichtskarten zu kaufen .. aber von wo aus wurden die aufgenommen? Das Geheimnis wird vielleicht 2006 gelüftet;-)!
Die gleichen Serpentinen dann auf der Navigation: ein ganz schönes Chaos;-). Aber da muß ich mal Navigon loben: es gab in ganz Norwegen keinen einzigen Aussetzer, alle Straßen, auch die ganz kleinen ... waren auf der Karte drauf ..
Am Lysefjord unten versucht man vergeblich, den Kjerag Bolten wieder zu erblicken: irgendwo ganz weit oben muß es sein: hier gehen Dimensionen schnell verloren.
Auf dem Heimweg nochmals ein Stopp auf der Hochebene: vielleicht doch eine Marslandschaft, wenn die Sonne alles in rotes Licht taucht?

Es war ein anstrengender Tag, wir waren gut 15km unterwegs, haben als absoluten Höhenunterschied gut 400m bewältigt: sicher waren es insgesamt weit mehr, es ging ständig bergauf und bergab. Aber es war auch ein schöner Tag: wir waren auf dem Dach der Welt, das ist sicher. Auch sicher ist, wir kommen zurück, werden den Weg nochmals gehen und den Marsch ausdehnen. Eine Idee dazu haben wir schon, aber das muß wohl alles noch etwas reifen. In Norwegen gibt es sicher nur 2 Möglichkeiten: entweder es fasziniert oder langweilt. Was mit uns passiert ist, wisst ihr wahrscheinlich schon;-)!

Warum eigentlich "Gewaltmarsch"? An diesem Tag war es stürmisch, wir spürten eben die Gewalten der Natur. Der Weg als solches ... ist bei normalen Wetter eine Wanderung.