Am frühen Morgen klingelte unser Wecker: die Nacht war es wohl kalt, das Licht im Auto taute die Eisschicht auf. Unser Vorhaben für diesen Tag verursachte plötzlich Bauchschmerzen.
Das Lauterbrunnental: eine hohe Wand grenzt das Tal von den Bergen ab. Aber das war nicht das Ziel des Tages, wir fuhren ...
... in das Nachbartal nach Grindelwald. Dort ... ist der Eiger mit seiner bekannten Nordwand. In Grindelwald Grund stiegen wir in die Jungfraubahn ein und fuhren bis ...
... Station Alpiglen. Von hier aus geht der Weg zum Eigertrail, aber immer östlich halten.
Seht ihr die Ostegghütte? Das ist unser Tagesziel! Bis dorthin ... trennen uns wohl 700 Höhenmeter und ein alpiner Klettersteig der Schwierigkeit 3,5. Aber ... so wollten wir es.
Endlich der Abzweig zum Klettersteig, ab von "normalen" Wegen des Eigers - wir sind alpin unterwegs.
Ich fühlte mich viel besser als letztes Jahr, auch wenn die Steigung hier immens ist.
Was für ein Kalksteinhaufen: aber irgendwie hat der Eiger Geist, das fühlt man, wenn man unter dem Berg steht: wie ein Magnet zieht dieser Berg.
Und schon bald erreichten wir die letzte Wiese vor dem Einstieg in den Klettersteig nach vielen steilen Strecken.
Gegenüber ist das Wetterhorn, unser Ziel, falls wir es schaffen sollten, war aber das Ostegg des Eigers.
Der Eiger wirft schon seinen Schatten ... hinter mir ist Grindelwald, vor mir die durch die Nordlage bedingt die immerkalte Wand des Eigers. Ist es Ende Oktober nicht schon zu spät für diese Tour?
Hier geht's in den Klettersteig Ostegghütte:

es geht los!
Nachdem wir unsere Kletterausrüstung angelegt hatten, stiegen wir in die Wand ein. Und wir kamen gut voran, deutlich besser als letztes Jahr: unser Training hatte Spuren hinterlassen.
Im ersten Teil des Steiges sind viele Seile gelegt: die Strecke stellt hier kein Problem dar.
Helm und auch Handschuhe sind am Eiger Pflicht: ständig bröckelt irgendetwas ab, kleinere Steinschläge sind vollkommen "normal" hier.
Es ist eine wahnsinnige Umgebung: die riesige Wand vor uns und hinter uns ... mehr als 1000m direkt ins Tal - wer dabei keine Gänsehaut bekommt ...
Irgendwo genau hier mußten wir letztes Jahr abbrechen. Wir waren damals noch über dieses steile Schuttfeld gelaufen, kletterten aber nicht weiter, weil es einfach zu spät dafür war.
Dieses Mal waren wir besser vorbereitet und so ging für uns die Tour weiter: das Bild habe ich ganz einfach senkrecht nach oben gemacht. Da oben wurde es so eng, das ich fast mit dem Rucksack steckengeblieben wäre ...
Der gleiche Ort mit Blick von oben: geschafft:-)!
Wir kamen langsam in die Bereiche des Klettersteigs, wo wir uns mehr Sorgen um den Schnee als um das Geröll machen mußten - aber solange Seile da waren, konnten wir uns ja festhalten.
Mann, geht das abwärts hier: eben noch an der Säule rechts im Bild vorbeigeklettert, waren wir jetzt in schwindelerregenden Höhen.
Und wir konnten unser Ziel sehen: die Ostegghütte.
Hier sollen wir durchgeklettert sein?
Das letzte Stück vor der Hütte war nicht mehr mit Seilen gesichert: das verursachte Bauchschmerzen bei uns, weil der steile Hang mit Schnee und Eis bedeckt war - also total schmierig war. Man konnte nicht mehr sehen, ob man auf wackelnde Steinplatten tritt. Und so entschieden wir uns, unser eigenes 30m-Seil auszupacken und uns damit gegenseitig zu sichern.
Dort steht die Ostegghütte und man kann sich fast gar nicht vorstellen, warum die Hütte von Grindelwald aus per Fernrohr kaum auszumachen ist.
Die letzten Meter waren geschafft, wir waren an der Hütte auf 2320Höhenmetern angekommen! Die Hütte war schon winterfest gemacht, so setzten wir uns außen hin und ... es gab was zu futtern. Aber es war kalt hier oben: es ist ja wirklich die östliche Ecke der Nordwand, also auf Sonne kann man hier wahrscheinlich vergeblich warten.
Wir machten uns wieder auf dem Weg nach unten ... der einfach nur einen Eindruck hinterließ: manno, wir müssen verrückt sein.
Aber wieder durch unser Seil gesichert, kamen wir gut über die kleinen Schneefelder.
Wir stiegen in die Rinne ein, die den Weg zur Hütte hier möglich macht.
Von hier oben sieht das einfach nur gewaltig aus.
Zurück an den Stahlseilen wurde die Tour wieder zum Klettererlebnis.
Und wie hier üblich sind viele Stellen des Felsens mit einer dicken Eisschicht bedeckt.
Man sollte sich immer wieder mal umdrehen und die geniale Sicht in Richtung Grindelwald geniessen.
Wir erreichten die Geröllhalde wieder, an der mit Schüttkegelsteigung loses Gesteinsmaterial scheinbar aufgetürmt war.
Die letzten paar Meter bis zum Einstieg waren wieder steil: aber solange ich noch eine Hand für ein Foto freihabe, ist die Welt in Ordnung;-).
Wir hatten den Boden wieder erreicht, wir waren auf der Wiese vor dem Einstieg angekommen. Auch die Sonne kam langsam rum, also gibt es doch ein paar Sonnenstunden oben auf der Ostegghütte.

Wir waren stolz auf uns, wir hatten es geschafft - wir waren oben an der Ostegghütte und auch wieder heil unten angekommen. Der Kletterstieg geht über gut 350 Höhenmeter und wird mit der Stufe 3,5 angegeben - mittelschwer. Aber Schnee, Eis und Geröll sind hier die Herausforderung.
Gegenüber ist das Schwarzhorn: dort gibt es auch einen Kletterstieg und der stand auch mit auf unserer Liste für diese Ferienwoche.
Auf dem Weg nach Alpiglen mußten wir uns immer wieder umdrehen, um zum riesigen Eiger zu sehen - irgendwie magnetisch ist der Berg ...
Das ist die Station Alpiglen der Jungfraubahn: wir waren pünktlich ... zur letzten Bahn ins Tal zurück.
Alpenglühen? Nein, hier scheint die Sonne direkt auf den Eiger, aber es sieht trotzdem gut aus!
Ab der Station Alpiglen liefen wir ein Stück Eigertrail in Richtung Grindelwald, dann direkt zum Eiger und zum Klettersteig Ostegg. Die Hütte kann man kaum erspähen. Die Station Alpiglen liegt auf 1616m, die Ostegghütte befindet sich bei 2328m. Für die 10km lange Tour brauchten wir 9½ Stunden.

Die Beschreibung des Klettersteigs findet ihr hier.
Auch in Wikipedia könnt ihr über die Ostegghütte lesen.
Im Schweizer Hüttenverzeichnis ist die Ostegghütte auch erwähnt.


zum 1. Tag: Anreise in Lauterbrunnen
zum 3. Tag: die Bäregghütte

zur Übersicht Schweiz 2008