Nicht ganz so überzeugt von unserer Unterkunft hier starteten wir zeitig am Tag unseren Ausflug zum Preikestolen norwegisch "Prekestolen", eine 604m hohe Felskanzel im Hyvlatonnå am Lysefjord. Besonderheit: die 604m gehen ziemlich senkrecht nach unten, oben eine Platform, unten der Fjord. Dazwischen nur eine glatte Felswand. "Predigerstuhl" heißt der Fels auf deutsch, wie eine Kanzel in der Kirche.

Etwas vorsicht ist geboten, ein Wanderweg wird ausgeschrieben: das ist schlichtweg falsch. Es ist ein Gewaltmarsch, zumindest bei schlechtem Wetter. Bei meiner Tour habe ich sehr viele aufgeben gesehen: unter großen Schmerzen. Man muß den Weg auch wieder nach unten kommen, wenn man schon oben ist: und das ist nicht einfach, ganz im Gegenteil.

Trotzdem empfehle ich den Aufstieg zum Felsen: es ist ein wunderschöner Weg nach oben, Natur wieder pur. Ja, es gehen viele diesen Weg, so ist man wenigstens nicht alleine. Aber man sollte sich ausrüsten, als wolle man wirklich BERGSTEIGEN gehen. Was wir wählten - wegen des schlechten Wetters - war genau richtig.

Der Weg ist übersäht mit riesen Steinen, zwischen denen Wasser sich den Weg bahnt. 3,8km lang ist der Weg: wir waren schnell unterwegs, wirklich: trotzdem brauchten wir 2 volle Stunden für den Aufstieg! Abwärts ging es nicht schneller, die Kräfte waren verbraucht.

So starteten wir den Ausflug: es war ein regnerischer Tag, aber der Ausflug war halt so eingeplant. feste Schuhe, Regenjacke, Schirm ... alles dabei. Selbst am tiefgelegenen See bei unserem Haus türmten sich die Wolken ...
.. und so machte ich das erste Bild wirklich erst auf dem 600m-Höhenniveau. Alle weiteren Bilder wurden beim Abstieg gemacht. Ja, es war schon etwas enttäuschend: es regnete "Blasen". Ziemlich durchgehend extra noch. Trotzdem hatte die Natur ihren besonderen Reiz an diesem Tag: wir erlebten Flüsse auf dem "Wanderweg", die man bei Sonnenschein sicher gar nicht erst vermutet. Preikestolen: dieses Schild ist auf der 600m hohen Platform angebracht. Sicht war an diesem Tag gleich Null. Wolken pur ... und Regen extra. Das da ein Fjord unten war ... mag sein;-). Gesehen habe ich den nicht.
Kurz vor dem Gipfel wird der Weg eng: ca. 50cm breit, am 595m tiefem Abgrund. Bei Höhenangst sicher ein unüberwindliches Hindernis ...
Ganz oben viele Plateaus: Steinplatten, aber ideal zur kleinen Pause. Bei schönem Wetter hat man sicher prima Aussicht ... wir hatten prima Nebel;-).
Das war das einzigste! Stück befestigte Strecke unterwegs - alles andere waren aufgetürmte Steine oder Natur pur. Über Moorstrecken fand man Holzbrücken, ohne die der Weg eine Schlammschlacht geworden wäre.
An der gleichen Stelle ergab sich kurzzeitig einmal Sicht nach unten ... ahh ... es gibt noch Land unter uns;-).
Der Weg zum Fels: über Felsen. Die waren vom Wasser umspült und teilweise sehr wacklig. Als die Kraft ausging, war das aber fast egal: es zählte nur noch, heile nach unten kommen.
Auf den Hochplateaus war der Weg mit roten "T" gekennzeichnet - ohne das hätten wir den Gipfel niemals gefunden.
Auf diesem Gebiet gab es Badeseen (ca. 500m hoch): wie kalt die waren, will ich gar nicht erst wissen.
Trotz des schlechten Wetters waren ziemlich viele unterwegs: haben sogar welche aus unserer Heimat getroffen - es ist wohl wirklich so: egal, wie weit man weg ist - man trifft garantiert jemanden aus der Heimat!
wieder ging es quer über Fels ...
oder steil hinab. Das machte die meisten Probleme, die Steine waren rutschig, die Jacken langsam vom Regen durch. Ach ja, haben da übrigens welche mit kurzen Hosen gesehen;-).
Die Steinstrecken waren die Schlimmsten: auf kurzen Entfernungen wurden viele Höhenmeter über Geröllhalden zurückgelegt. Ohne feste Schuhe sicher schmerzhaft ...
Über die Moorstrecken fanden wir Holzbrücken ... sonst wäre ich wohl auch umgekehrt ...
Das Schild stand mittig der Strecke, in Höhe wie auch in der Länge.
Vielleicht ist an diesem Berg so ein bissel die Natur von Norwegen "ausgestellt": Berge, Seen, Wälder, Täler ... durch den Dauerregen hatten wir wohl zusätzlich Wasserfälle ... ähmm ... auch auf den Wegen.
Hey, man sieht endlich wieder den Parkplatz ...
... aber noch ein Stück Geröllweg inklusive Wasserfall bis zum Auto zurück.
Eigentlich hat es an diesen Taq vollauf gereicht: ich war fast 6 Stunden unterwegs, es gab Dauerregen und doch ein ganzes Stückchen Sport extra. Trotzdem wollten wir den Fels wenigstens einmal ... von unten sehen, wenn es die Wolkendecke denn ermöglicht ...
An einem Wasserfall am Ende einer langen Bergstrasse, ich denke, es hieß "Fossmork", konnte man dann den Felsriesen direkt gegenüber sehen: Preikestolen.
Mit 20-facher optischer Vergrößerung sah ich sogar Menschen dort: was umgegekehrt heißt, die hätten mich auch sehen können - also, relative klare Sicht. Ich hatte wohl schlichtweg den falschen Tag zum Bergsteigen ausgesucht ... übrigens hat auch ein rotes "T" den Weg vom und zum Gipfel gewiesen; sonst hätte man den nie gefunden.
Typisch für die Gegend sind auch Geröllhalden: scheinbar ist das Felsmaterial im Süden Norwegens älter als das von der Mitte, schätze ich.
Durch den Regen war nicht nur der Fels nass, es gab auch alle paar hundert Meter einen wilden Wasserfall. Na irgendwohin mußte halt das Wasser ...
Die Straße führte unterhalb des Felsen lang: ich möchte nicht wissen, wieviele Tonnen Gesteinsmaterial da über meinen Kopf hingen ...
Den Lysefjord kann man auch per Boot erkunden, dafür fehlte mir jedoch die Zeit. Ob man da Preikestolen besser sieht, ist eine ganz andere Frage. Nach dieser Besichtigungstour reichte es mir dann wirklich, ich hatte Muskelkater (später), mir tat alles weh ... also ab nach hause, essen und ... auf den nächsten Tag warten;-).